Über Uns

Damit ihr wisst, von wem wir hier sprechen stellen wir uns als erstes kurz vor (viele Aussagen in den folgenden Texten sind ironisch zu interpretieren und nicht wörtlich zu nehmen):

Lukas

Der gutmütige Walliser ist das älteste Mitglied unserer Gruppe. Momentan oft noch missverstanden, aber zusammen schaffen wir es immer irgendwie, zu übersetzen, was er uns mitteilen will. Es gibt nichts, was er nicht hinterfragt, die Frage mit der markanten Betonung “Wieso?” wird mehrmals täglich gestellt. Neben Kaffee trinken hat ihn nach dem Fund von mehreren Kreuzworträtsel-Heften in der Kloster-Sakristei auch seine Passion zum Ausfüllen dieser Buchstabengitter fest im Griff. Er hilft seinen Tätigkeiten wie Basketballspielen oder Messer schleifen gerne mit Geräuschen für den Extra-Dramaturgie-Effekt nach. Von sich selber sagt er, dass er besonders wichtig für den Entstehungsprozess der Zwetschgen-Wähen sei, da er ausserordentlich gut Zwetgschen halbiere. Ihm ist unser Motto zu verdanken: «Geit scho» hiess es bereits am ersten Abend als wir mit Schrecken die Etappen unseres bevorstehenden Pilgerweges studierten. Das Motto zog sich weiter, auch als er beim Pilgern wegen Bänderproblemen kaum noch gehen konnte. Und auch die Antwort auf jedes sonstige Problem lautet: «Geit scho!».

Sandra

Immer motiviert und voller Elan ist die Luzernerin stets an ihren hörbaren, zügigen Schritten durch das Kloster identifizierbar. Die passionierte Bäckerin kommt aufgrund der Ausstattung unserer «bescheidenen» WG-Küche nicht mehr aus dem Staunen heraus. Ihre erste Wähe und das erste Brot hier im Kloster durften wir bereits verköstigen. Ihre Schwächen kommen aber zum Vorschein, wenn sie die Wähe selber schneiden muss. Das scheitert angeblich nur daran, dass es hier kein professionelles “Sägeli” gibt. Ein weiterer wunder Punkt, den sie bereits bereut uns offenbart zu haben, ist ihre Ikonen Aversion. Denn davon werden wir bestimmt noch einigen begegnen in diesem alten Kloster. Sandra ist unser “Oasis-Mami”, sie kocht, backt, organisiert, fährt und denkt immer an jegliche Kleinigkeiten, welche wir schon lange vergessen hätten. Auch als Chauffeuse für die gesamte Crew hat sie sich bereits etabliert, vorausgesetzt wir verhalten uns wie Cremeschnitten, denn nur diese ist sie sich gewohnt sicher ans Ziel zu bringen. In Zukunft wird sie immer penibel darauf achten, dass ihr Rucksack inklusive Autoschlüssel nicht nochmals ungewollt nach Genf transportiert wird.

Cosimo

Der Zürcher (wobei hier wichtig ist, dass er kein Stadtzürcher ist) ist grundsätzlich eher ruhig. Aber wenn er mal was sagt, dann trifft er es immer auf den Punkt. Er spricht die Dinge lieber direkt aus, als am Thema schön vorbeizureden. Der Auftrag “dein Lieblingsgesellschaftspiel” von der Packliste hat er nicht dabei, da Spiele nicht zu seinen Leidenschaften gehören. Zum Verhängnis wurde ihm die Tatsache, dass er sich für den Sakristei-Dienst gemeldet und seither ein Trauma von weissen Tüchern hat. Wir hoffen, er erholt sich möglichst bald davon, denn weisse Tücher werden in diesem Kloster weiterhin überall auffindbar sein. Als Ausgleich zu den weissen Tüchern hält er sich gerne im Garten auf. Wir alle sind sehr dankbar, dass er diese Aufgabe zumindest vorläufig übernommen hat, denn wir anderen haben definitiv keinen grünen Daumen. Auch kümmert sich Cosimo wie Sandra fleissig um uns anderen, ihm entgeht nie, jedem einen Kaffee anzubieten, Essen nachzuschöpfen und stets bemerkt er, wenn jemandem etwas fehlt. Mit den kreativen Bestandteilen vom Oasis muss er sich jedoch noch etwas anfreunden: “S schrecklichste Jahr vo mim Lebe! Tanze, singe…”

Michaela

Wieder eine Person, welche sich nicht so richtig ihrem Heimatkanton zuordnen will (in diesem Fall reden wir von St. Gallen). Unfreiwillig fällt sie schon allein wegen ihrer Grösse auf. Nach Gutdünken von Schwester Antonia sind es sicher um die zwei Meter. Zuunterst an ihren Füssen hat sie es gerne bunt und ihre Socken haben je auch noch ein anderes Motiv. Michaela bezeichnet diese als “mismatching socks”. Diese englische Namensgebung kommt nicht von ungefähr, denn sie hat ein Jahr in den USA gelebt. Ein Fluch und Segen zugleich ist ihr Drang nach Ordnung. Die Decken auf dem Sofa werden nach Benutzung immer ordentlich gefaltet und auch alle Bücher fein säuberlich im Bücherregal platziert. Zwar sieht es dann schön aus aber wir anderen können dann alle unsere Sachen suchen gehen. Auch Michaela ist schon nach der ersten Woche in der Oasis-WG traumatisiert. Sie hat einen Akt geleistet der Menschliches übersteigt (wohlgemerkt zusammen mit Chiara), 160 km auf dem Jakobsweg waren nichts dagegen. In brütender September-Hitze musste sie vier Taschen voller Lebensmittel den Hang hoch zu unserem Kloster schleppen. Wie fürchten und alle schon vor ihrer ersten “Hitzgi-Attacke”, denn nach ihren Erzählungen hört sie sich dann an wie ein sterbendes Kamel. Mit einem Kamel ist auch ihr hoher Trinkwasserbedarf vergleichbar, deshalb ist sie nach wie vor unzufrieden mit unseren Mini-Trinkgläsern hier im Kloster.

Marina

Die fröhliche Baslerin findet immer einen Grund, um laut loszulachen. Und das ist ansteckend! Dadurch provoziert sie auch gerne mal, dass ihre Mitbewohner das Trinken besser hätten unterlassen sollen, wenn sie zu Tische wieder einmal einen Grund zum Lachen findet. Auch sie hat sich arglos für das Ämtli vom Sakristan-Dienst gemeldet. Das führte zu Alpträumen mit weissen Tüchern, wenn sie an die Organisation der Sakristei denkt, welche noch einige Wochen andauern wird. Ein weiterer ihrer Gegner ist der Volleyball. Zur Sicherheit fängt sie ihn lieber, als ihn mit einem Schlag weiterzuschicken. Wir anderen wünschten uns sehnlichst, wir hätten wenigstens einen Bruchteil von ihrem Gesangstalent erhalten, dann hätten wir es leichter beim Gesangsunterricht und die Lieder, welche relativ oft in unserem Tagesprogramm vorkommen, würden um einiges weniger mager klingen.

Chiara

Unser Aargauer Küken (verhält sich nicht so, aber irgendjemand muss ja die Jüngste sein), verbraucht täglich wesentlich weniger Worte als wir Anderen; von ihr sind deshalb vor allem gut durchdachte und schlaue Aussagen zu erwarten. Richtig aufblühen tut sie in der Papeterie und in der Gegenwart ihrer 17 geordneten Pastellfarbenen Leuchtstiften. Alles Kreative was sie in die Hand nimmt gelingt herausragend, in einer kurzfristigen Aktion designte sie uns allen sogar wunderschöne Mannschafts-T-Shirts für den Sporttag. Eine für uns noch ungeklärte Frage ist, wo sie ihr ganzes Künstler-Material in der kleinen Klosterzelle hortet, und wie gross ihr Sortiment von diesem Material zu Hause sein muss, wenn sie nur einen Bruchteil davon mitgenommen hat. Eine weitere Vorliebe sind Gesellschaftsspiele, welche sie uns enthusiastisch mit vielen Geräuschen näherbringt. Eine ihrer Sorgen besteht darin, dass wir nichts zu denken haben, wenn wir uns keine Gedanken mehr darüber machen müssten, was andere von uns denken.

Pilgerreise – Beten mit den Füssen

Unsere neun gemeinsamen Monate starteten am 12. September 2021. Begleitet von unseren Familien durften wir die schönen Räumlichkeiten bewundern, welche von nun an unser zuhause sein werden. Der nächste Tag begann bereits um halb fünf Uhr. Unser Jahr startete mit der ersten Spezialwoche: Pilgern auf dem Jakobsweg. Wir machten uns wortwörtlich auf den Weg. Zu Fuss standen uns 160 km von Zug nach Fribourg bevor. Diese Tage verbrachten wir mit Schweigen, Aussicht bewundern, Gebet, Spielen, vor allem aber mit wandern. Begleitet wurden wir von den zwei Oasis-Co-Leiterinnen Magdalena und Natalie. Weiter war der priesterliche Mitarbeiter Matthias und noch P.Jean-Paul von der Gemeinschaft der Seligpreisungen dabei. Die erste Etappe hat uns alle ziemlich erschlagen (immerhin waren das 35 km). Von da an pilgerte es sich mit jedem Tag etwas leichter, abgesehen von einigen Gelenkproblemen die hin und wieder auftauchten.
Das Wetter spielte bis auf den letzten Tag super mit: es war immer sonnig bis bewölkt. Zum Abschluss verwandelten sich die Feldwege in gefühlte Bäche und wir wurden auch von oben kontinuierlich beregnet. Geduld, Tapferkeit und Humor halfen uns, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Wir genossen die wunderschönen Landschaften entlang der sechs Seen, an denen wir vorbeikamen. Auch die Etappenziele waren alle einzigartig, einmal übernachteten wir im Flüeli, ein anderes Mal in einer reformierten Kirche aus dem 14. Jahrhundert. Und zuletzt wurden wir sogar mit einer sehr luxuriösen Pilgerherberge in Fribourg belohnt (Stichwort: Betten, Matratzen und eine richtige Küche). Ansonsten picknickten wir unterwegs, kochten abends draussen am Lagerfreuer und nächtigten am Boden auf unseren Mättelis. Unterwegs gab es wenig Begegnungen mit anderen Pilgern, jedoch machten wir in einem Lagerhaus auf dem Brünig-Pass Bekanntschaft mit Jugendlichen, die dort im Klassenlager waren. Besonders unser Père Jean-Paul, sorgte für Aufmerksamkeit und wurde als “der Papst” bezeichnet. Lukas hat zu Beginn der Pilgerreise eine Challenge begonnen welche sogleich von uns übernommen wurde: die Suche nach dem vierblättrigen Kleeblatt. Père Jean-Paul erwies sich schnell als am talentiertesten für diese Aktivität und fand sogar ein fünfblättriges. Die Suche nach Glück wird uns hoffentlich die kommenden Monate weiter beschäftigt halten.

Zurück im Kloster

Eine Woche nach Aufbruch fuhren wir mit dem Zug zurück ins Kloster Maria Opferung. Zu unserem Schrecken dauert diese Strecke, für die wir sieben Tage gebraucht haben, gerade mal zwei Stunden. Nun starteten zwei “normale Wochen” welche immer etwa die gleichen Elemente beinhalten. Der Tag beginnt und endet mit einem Gebet. Montags und dienstags kommen jeweils externe Referenten, die uns das Geheimnis des Glaubens näher bringen. Montagabends gestalten wir ein Sportprogramm und am Dienstagabend steht Theaterunterricht auf dem Programm. Am Mittwochmorgen folgt “Zeichen lesen”. Auf Exkursionen in der näheren Umgebung lernen wir genau hinzuschauen, zu beobachten und setzen uns mit geschichtlichen Hintergründen auseinander. Der Donnerstag ist ein Putz- und Ämtlitag. Wir entdeckten bereits in Woche eins in wie vielen Schränken Putzmittel versteckt ist, wie viele Lavabos und Toiletten es zu putzen und wie viele Quadratmeter Boden es in diesem Kloster zu reinigen gibt. Zum Verstecken spielen würde sich das verwinkelte Gebäude hervorragend eignen. Vom Donnerstagabend bis Freitagmorgen besucht uns jeweils unser geistlicher Begleiter Pfarrer Matthias Renggli. Donnerstags feiert er mit uns die Heilige Messe und wir halten eine Zeit der Anbetung. Anschliessend gibt es im gemütlichen Rahmen meist viel auszutauschen, sodass es auch mal spät wird. Der Freitag ist ein weiterer Unterrichtstag. Mit Niklaus Hofer tauchen wir tiefer ein in die Welt der Bibel und Sr. Claudia fordert uns nicht nur gerne am Klavier heraus, sondern gibt uns auch theologisches Wissen weiter. Am Freitagabend wechseln wir wöchentlich zwischen einem Abend im Gespräch mit einem Gast, und dem Besuch einer persönlichen Göttifamilie. Am Wochenende sieht das Programm immer etwas anders aus, samstags machen wir Arbeitseinsätze, Ausflüge, backen frischen Zopf, oder planen einen lustigen Abend, am Sonntag besuchen wir gemeinsam die Hl. Messe und nehmen uns Zeit für ein schönes Essen. Langweilig ist es uns noch keineswegs. Kopf, Herz und Hand werden gleichermassen beansprucht.
So viel zu uns und unseren ersten drei Wochen im Oasis. Bis zum nächsten Beitrag!